Grundsätzlich nein zu Ausbindern, Ausnahmen nur dann, wenn es das Pferd auch ohne schafft. Das möchte ich euch genauer erklären.
Die sinnvolle Ausrüstung eines zu longierenden Pferdes besteht aus einem gut sitzenden, stabilen Kappzaum (da gibt es unterschiedliche Modelle; die jeweilige Verwendung werde ich ein an anderer Stelle mal genau erläutern) und eine Longe ohne Stege und möglichst ohne Karabiner zum Einschnallen, Longierpeitsche, ggf. Schutz für die Beine und ggf. ein guter Longiergurt (ohne Druck auf die Wirbelsäule oder den Trapezmuskel auszuüben) zum Befestigen eines Sensors (Equisense) oder Körperbandagen. Handschuhe und Sicherheitsschuhe des Longenführers sollten selbstverständlich sein.
Das Pferd lernt über die sanfte Einwirkung über den Kappzaum sich in die Tiefe zu dehnen, den Rücken aufzuwölben und (später bei fortschreitender Ausbildung) sich nach innen zu stellen. In der weiteren Ausbildung kommen häufige Handwechsel (besonders mag ich Schlangenlinien durch die ganze Bahn) in allen Gangarten hinzu. Dadurch entwickelt sich dann auch eine Arbeitshaltung (weiterhin ohne Ausbinder möglich) aus der Dehnungshaltung heraus. Die Lektion Zirkel mit 4 Volten, diese jeweils im Galopp, und die Zirkellinie im Trab, ist hierfür sehr effektiv.
Da das Pferd nicht in eine Haltung gezwungen wird, merkt der Ausbilder/Longenführer sofort, wenn das Pferd keine Kraft mehr hat oder die Haltung wechseln möchte, da der jeweilige Muskel schmerzt. Ein Pferd in eine Haltung zu zwängen, die ihm Schmerzen bereitet, ist nicht fair! Wenn man einem Menschen z.B. Spagat beibringen möchte, nimmt man ja auch keine Seile und zieht die Beine auseinander, auch wenn das Ergebnis dann nach Spagat aussieht! Gewalt führt nicht zu einem Sportpartner, der gerne mit uns arbeitet. Gilt sowohl für den zwei- als auch vierbeinigen Sportler.
Nun zu den Ausnahmen:
Wenn man z.B. mit einem weiter ausgebildeten Pferd nach der Lösungsphase am Kappzaum speziell Übergänge Trab-Galopp mit Anlehnung trainieren möchte, ist es durchaus sinnvoll hier Wiener Zügel zu verwenden. Da dieses Pferd diese Haltung auch mehrere Minuten ohne Schmerzen oder Überanstrengung schaffen kann. Um bei unserem Vergleich mit dem Menschen und dem Spagat zu bleiben: angenommen unser menschlicher Sportler trainiert schon seit Jahren Ballett und der Spagat klappt auch schon recht gut, jedoch möchte der Sportler die Zehenspitzen aufrechter halten bei Übungen mit den Armen. Hierbei wäre es keine Qual, mit Bändern die Füße in Position zu halten, um ein besseres Körpergefühl zu vermitteln. Es würde nur der Verfeinerung der Übung dienen!
Auch in der weit fortgeschrittenen Handarbeit (Piaffe oder Levade) können Ausbinder hilfreich sein.
Einfache Ausbinder haben zwar einen guten Ruf, jedoch bevorzuge ich die variableren Möglichkeiten (Wiener Zügel/Dreieckszügel oder eher selten Laufferzügel), da hierbei auch eine etwas tiefere Arbeitshaltung mit Anlehnung möglich ist, ohne dass das Pferd enger wird.
Absolutes No-Go sind Longierhilfen, Halsverlängerer oder ähnliches. Die trainieren den Unterhals oder scheuern in dem Ellenbogenbreich oder üben Druck auf die Wirbelsäule/zwischen den Dornfortsätzen aus oder sind einfach nur „Riegelmaschinen“.
Ich hoffe, ich hab euch einen interessanten Einblick in meine Arbeit gegeben und ihr könnt die passenden Ausrüstung für euer Pferd und im Sinne eures Pferdes wählen.
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